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Cornell-Methode

Die Cornell-Methode wurde in den 1950er Jahren von Walter Pauk (Cornell-University) entworfen. Dabei handelt es sich um einen umfassenderen und -- abseits der formalen vier Kategorien -- sehr flexiblen Notizen-Ansatz. Dieser eignet sich sowohl für Texte, AV-Medien, Seminare als auch Meetings oder Konferenzen.

Vorgehen: Das (digitale) Blatt wird zunächst in vier Abschnitte geteilt.

Kopfbereich (Basisinformationen) : Hier werden der Titel und Autoren des Textes oder des Seminars notiert. Nützlich ist dies vor allem, um den Überblick innerhalb der eigenen Notizen zu behalten.

Skizzierung des Cornell-Ansatzes (Florian Hagen, CC BY 4.0).

rechter Abschnitt (Notizen) : Während des Lesens oder Seminars werden auschließlich im rechten, großen Abschnitt Notizen angelegt. Bei einem größeren Themenwechsel empfiehlt sich der Beginn einer neuen Seite. Dies ist langfristig auch hilfreich, um Informationen gedanklich zu ordnen und später gezielt einzelne Abschnitte zu lernen (auch für die Bildung von Arbeitspaketen bzw. Meilensteinen). Unklarheiten während des Zuhörens sollten bereits direkt in der rechten Spalte erfasst werden. Die eigenen Notizen sollten zeitnah überarbeitet bzw. reflektiert werden.

linker Abschnitt (Extraktion aus Notizen) : In der weiteren Nachbereitung der Inhalte werden die wichtigsten Ideen, Begrifflichkeiten und Informationen aus dem Haupttext in die linke Spalte in kurzen, präzisen Formulierungen übertragen. Auch für (weiterführende) Fragen ist in der linken Spalte Platz. Diese können z.B. dazu beitragen, dass ein Thema weiter vertieft wird. Der linke Abschnitt ergänzt also den rechten Abschnitt und stärkt Übersicht sowie Verständnis der Inhalte.

Fußbereich (Zusammenfassung) : Im unteren Bereich der Seite werden die wichtigsten Informationen der Notiz in eigenen Worten zusammengefasst. So wird das eigene Verständnis zum Thema überprüft. Leitfrage dabei kann immer sein: "Wie würde ich die Inhalte Freunden, Bekannten oder Kommilitonen erklären?"

Die Systematik ist die große Stärke des Cornell-Ansatzes. Innerhalb der einzelnen Abschnitte kann dabei ganz individuell vorgegangen werden. So lassen sich auch Visualisierungen an verschiedenen Stellen gut unterbringen.

Ein Nachteil – wenn man denn so will – ist die Notwendigkeit, sich mit den eigenen Notizen im Nachhinein nochmals auseinanderzusetzen. Zudem sind individuelle Notizen (allerdings generell) oftmals nicht ohne Weiteres für Dritte geeignet. Die Stärke der Cornell-Methode -- aktive Auseinandersetzung mit Inhalten und Reflexion des eigenen Lernprozesses -- sollte den zeitlichen Aufwand aber vernachlässigbar werden lassen.

Nicht planvolles "Anmalen" von Texten hilft nicht bei der gezielten Auseinandersetzung mit Inhalten (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Weitere Tipps für Notizen

Auf eigenen Erfahrungen basieren folgende Erkenntnisse und Empfehlungen:

  • Text zunächst ohne Textmarker lesen,
  • Effektives Highlighten funktioniert meist nur, nachdem man Texte einmal gelesen hat.
    • Wir wissen sonst nicht, was wirklich relevant ist.
    • Dies führt ein Stück weit dazu, dass "wir" ein wenig im Dunkeln stochern.
    • Dies führt letztlich dazu, dass...
      • a) nahezu alles oder zumindest zu viel hervorgehoben wird.
      • b) auch (viel) wenig Relevantes angestrichen wird, was später zu Irritation führt (wofür brauche ich diese ganzen Informationen?).

Es gilt also: Die Texte sollten erst einmal gelesen und beim zweiten Durchgang mit dem entsprechenden Vorwissen mit Textmarkern durchgearbeitet werden.

  • Machen Sie sich auch bewusst: Markierungen sind kein einfacher Weg, um eigene Notizen komplett zu ersetzen.
    • Eigene Notizen helfen beim Verarbeiten und Verstehen.
    • Sie setzen sich aktiv mit Inhalten auseinander.
    • Markierungen reichern unseren eigenen Lernprozess an:
      • Wir heben wichtige Stellen aus unterschiedlichen Gründen hervor, bspw. Schlüsselkonzepte oder Kernaussagen, die wir weiter bearbeiten.
      • Zur effizienten, visuellen Erinnerung an Konzepte in Texten können Farben beitragen.

Wir markieren aus unterschiedlichsten Gründen: manchmal, weil wir etwas zitieren wollen. Manchmal, weil wir etwas weiter ergründen wollen. Manchmal, als Gegenteil zu unserer eigenen Ansicht. Daher empfiehlt es sich, auch mehr als einen Textmarker für unterschiedliche Codierungen zu nutzen. So kann ein eigenes System aufgesetzt werden, dass bspw. wie folgt aussehen kann:

Grün : wichtig, finde ich interessant

Gelb : unklar, miss ich mir nochmal genauer angucken

Rot : Gegenmeinung

Man kann völlig individuell vorgehen, es sollte nur wieder konsistent über alle Dokumente so gehandhabt werden, wie man es selbst anfangs geplant hat.

Markierungen können auf unterschiedlichen Wegen individuell gestaltet werden (Florian Hagen, CC BY 4.0).

Notizen sind ein gutes Mittel, um Informationen besser zu verinnerlichen und Texte effizient durch aktive Auseinandersetzung zu durchdringen. Sie unterstützen beim aktiven Zuhören in Veranstaltungen, bringen Notierende zum Nachdenken über das, was in eigenen Worten formuliert wird, begünstigen das Herstellen von Verbindungen unterschiedlicher Themenkomplexe und dienen im Idealfall auch als sehr gutes Vorbereitungsmaterial für Prüfungen.

Hinsichtlich der vorgestellten Methoden ist vor allem wichtig, dass Sie die für Sie interessant bzw. individuell effizient erscheinenden Methoden ausprobieren und ggf. auf Ihre eigenen Bedürfnisse hin anpassen (Eine strikte Orientierung ist nicht erforderlich, da Sie selbst am besten Wissen, welche Schritte Ihren eigenen Lernprozess begünstigen).