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Welche Lesestrategien sollte ich mir aneignen?

In der Fachliteratur gibt es zahlreiche Lesemethoden. Für die Praxis sollte eine Sensibilisierung für dieses Thema vor dem eigentlichen Lesen stattfinden, damit die existierenden Strategien im Leseprozess ganz individuell auf das jeweilige Leseziel angepasst und ggf. kombiniert werden können.

Sequentielles Lesen

Das sequentielle Lesen ist wohl die gewöhnlichste Leseform. Hier wird ein Text von Anfang bis Ende gelesen. Das Ziel ist, Handlungen, Gedanken und Informationen möglichst umfassend und vollständig zu folgen. Dementsprechend zeitaufwändig ist dieser Ansatz.

Orientierendes Lesen

Das orientierende Lesen wird angewandt, um zunächst einen Überblick über einen Text zu gewinnen. Auf diesem Eindruck wird ein Urteil gefällt, ob der Text relevant ist. Beim lesen wird auf alles geachtet, was dem Überblick über den Inhalt dient, bspw.:

  • Inhaltsverzeichnis,
  • Vorwort,
  • Texthervorhebungen,
  • Kapitelzusammenfassungen.

Ist eine Auswahl getroffen, so wird der selektierte Text gelesen.

Selektives Lesen

Beim selektiven Lesen werden bewusst ausgewählte Texte und Textstellen gelesen. Die Entscheidung bzgl. der zu lesenden Texte kann auf dem orientierenden Lesen basieren. Leser:innen suchen in den ausgewählten Stellen nach für Sie bedeutsamen Informationen.

Scannendes Lesen

Das Scannen weist starke Ähnlichkeiten zum selektiven Lesen auf. Ein Beispiel hierfür ist das Lesen von Anleitungen. Diese werden oftmals nicht komplett gelesen, meistens werden spezifische Informationen gesucht. Gescannt wird beim wissenschaftlichen Arbeiten u.a. dann, wenn Fachtermini, Definitionen, Statistiken oder Modelle sowie Ablaufsbeschreibungen gesucht werden. Im Text werden hervorgehobene Stellen berücksichtigt, erste, hervorgehobene und letzte Absätze gelesen sowie Schlüsselbegriffe und Ihr Umfeld genauer betrachtet. In elektronischen Dokumenten eignet sich für die schnelle Suche vor allem die Tastenkombination STRG+F (Windows) beziehungsweise CMD+F (macOS).

Inspiratives Lesen

Es ist auch legitim zu lesen, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Wenn Sie noch keine konkreten Ideen haben, so kann das Lesen eines Textes auch Inspirationsquelle für Ihre eigenen Ideen und die Annäherung an ein Thema sein. Hier ist auch das Hin- und Herspringen im Text kein Problem, sofern es die eigenen Gedanken voranbringt.

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Übersetzendes Lesen

Beim übersetzenden Lesen transferieren Sie u.a. Fachsprache oder Fachbegriffe in eine verständliche Sprache. Sie können sich bspw. über folgendes Raster einem Text nähern:

| Fachbegriff | in eigenen Worten | Kurzdefinition entsprechend Fachliteratur | | ----------- | ----------------- | ----------------------------------------- | | -------- | -------- | -------- | | -------- | -------- | -------- | | -------- | -------- | -------- | | -------- | -------- | -------- | | -------- | -------- | -------- |

  1. Lesen Sie einen Text und notieren sich unbekannte Begrifflichkeiten in der linken Spalte.
  2. Nähern Sie sich der Wortbedeutung in eigenen Worten durch den Textkontext (zweite Spalte).
  3. Überprüfen Sie die Bedeutung mit Hilfe einer Fachpublikation und tragen eine kurze Definiton in Spalte 3 ein.

Lesemethode "Kursorisches Lesen"

Das kursorische Lesen gilt als "Überfliegen" von Inhalten. Im Schnelldurchgang soll ein Überblick über die textlichen Inhalte gewonnen werden. Lesende konzentrieren sich hier vor allem auf:

  • Einleitung,
  • Absatzanfänge,
  • abschließende Absätze,
  • besonders hervorgehobene Texte,
  • Kapitelüberschriften,
  • Zwischenüberschriften,
  • Illustrationen,
  • Tabellen,
  • Fachbegriffe.

Zusammengefasst wird hier die Relevanz des Textes für Ihr persönliches Forschungsvorhaben festgestellt, bevor Ausgewähltes intensiver gelesen wird. Ist der Text ungeeignet, so kann auf intensiveres Lesen verzichtet werden. Kursorisches Lesen kann also als Vorstufe des intensiven Lesevorganges verstanden werden.

Lesemethode "PQ4R"

Die PQ4R-Methode erfolgt in sechs Schritten:

  1. Preview (Überfliegen): Text und Kapitel werden für einen groben Überblick überflogen.
  2. Questions (Fragen): Es werden Fragen formuliert, die dem Text bzw. den einzelnen Textabschnitten gestellt werden.
  3. Read (Lesen): Der Text wird aufmerksam gelesen. Es werden Notizen angefertigt und die Fragen (gedanklich oder schriftlich) beantwortet.
  4. Reflect (Reflektieren): Im Anschluss wird über das Gelesene nachgedacht. Gibt es zwischen alten und neuem Wissen eine Verknüpfung?
  5. Recite (Wiedergeben): Es folgt die Wiedergabe der Inhalte in eigenen Worten. Leitfaden können hier die vorher ausgearbeiteten Fragen sein.
  6. Review (Rückblick): Nachdem alle zu lesenden Abschnitte durchgearbeitet wurden, werden die zentralen Inhalte und Aussagen betrachtet. Konnten alle aufgestellten Fragen beantwortet werden?

Bei dieser Methode geht es um das bewusste und nachhaltige Verstehen von Texten. Dies erfolgt über das -- gerade im Vergleich zu vielen anderen Ansätzen -- zeitaufwendige aber ergiebige Erstellen von Fragen, die an den Text gerichtet werden.

Weitere Lesemethoden

Es gibt auch eine Vielzahl weiterer Lesemethoden. Zu diesen zählen u.a.:

  • Sokratisches Lesen (W-Fragen werden an den Text gerichtet)
  • Rationelles Lesen (umfasst Methoden die Textinhalte schnell und gründlich erfassen. Beispiel: PQ4R-Ansatz)
  • Multiples Lesen (paralleles Lesen, verarbeiten und kombinieren von Texten bzw. Inhalten)
  • Kreatives Lesen (Text als Ausgangspunkt weiterer Bearbeitungen. Beispiel: Fortsetzen von Handlungen oder Weiterdenken von Ideen)

Wie zum Teil auch bei den oben aufgeführten Ansätzen (Beispiel: Orientierendes, Scannendes und kursorisches Lesen) lassen sich diese oftmals nicht trennscharf unterscheiden und haben Gemeinsamkeiten. Im Optimalfall sollten unterschiedliche Lesetechniken zum Einsatz kommen, die Sie beim Durchdringen von Inhalten und Konzepten unterstützen.